Chronik der KG "Engete Jonge" Inden

 

Die berühmten 20er Jahre, die in der ganzen Welt recht unbeschwert und locker über die Bühne gingen, bedeuteten auch für die Indener Bürger teilweise närrische Ausgelassenheit. Dies manifestierte sich in bunten
Zigeunerscharen, die die ersten Karnevalsumzüge in Inden organisierten.

Heinrich Brock, zusammen mit einigen weiteren bekannten Indener Karnevalsgrößen der damaligen Zeit, wie den Brüdern Ludwig und Wihelm Koch, Jakob Kupper, Engelbert Lahaye, Hermann Leonards, Josef Breuer und Frau, Gertrud Wolff, Josef Stollenwerk, Leo Buntenbroich, Erkens Hübertsche, Johann Büsch, Offermanns Mättes und Frau, Wilhelm Kappel, Ludwig Müller und Frau, Krebse Till, Engels Mattjoe, Josef Junker, Mane Engels, Heinrich Wollenweber, Gustav Cohen, Konrad Bartz und einigen Anderen mehr, sorgte er dafür, dass wir
nun unser 88-jähriges Jubiläum feiern können.


Im Jahre 1935 wurde aus den noch unorganisierten „Zigeunern“ endgültig die KG „Engete Jonge“, deren erster Vorstand sich wie folgt zusammensetzte:
Johann Büsch (Präsident), Wilhelm Koch (Kassierer), Wilhelm Meicher (Schriftführer), als Beisitzer Jean Esser, Jakob Kupper und Josef Breuer.
Weitere Elferratsmitglieder waren Clemens Dick, Franz Müthrath, Gustav Cohen, Wilhelm Kappel, Hermann Leonards, Karl Velden, Konrad Bart, Josef Breuer und Heinrich Brock. Der Zeremonienmeister wurde von Josef Stollenwerk, dem späteren langjährigen Präsidenten der „Engete Jonge“, verkörpert.

 

Eine erste Kappensitzung fand sehr großes Echo und war ein Bombenerfolg.
Bereits 1937 trat man dem neugegründeten „Bund Deutscher Karneval“ bei. Im selben Jahr gab es einen prächtigen Rosenmontagszug mit sage und schreibe 18 originellen Wagen.

Nach dem Krieg dauerte bis zum Jahr 1948, bis ein Häufchen unentwegter Indener Karnevalistenden „Engete Jonge“ neues Leben einhauchten. Eine Zusammenkunft am 31.1.1948 mit dem damals seltenen Bohnenkaffee und selbstgebranntem „KnoIli-Brandy“ brachte das kriegsmüde Narrenschiff wieder auf Kurs und es folgte sogar am 9.2.1948 ein erster bescheidener Rosenmontagszug, der die neue Lust auf Frohsinn enorm verstärkte.
Im Oktober 1948 wurde ein neuer Vorstand gewählt, der sich aus folgenden „Engete Jonge“ rekrutierte: Gustav Cohen (Präsident), Hermann Leonards (Vizepräsident), Matthias Parting (1. Schriftführer), Heinz Hönecke (2.Schriftführer), Wilhelm Koch (1. Kassierer) und Paul Hüllenkremer (2. Kassierer). Neben ihnen waren weitere Elferratsmitglieder Heinrich Gaspers, Peter Gelbach, Konrad Bartz, Josef Junker, Heinrich Brock und Erkens Jöb. Zeremonienmeister wurde Hermann Pfennings.
Gleich vier Kappensitzungen fanden im Saale Boft statt, wobei der Elferrat erstmals wieder Komiteemützen trug, die von Frau Meuter gestiftet wurden.

In den Sessionen 1948/49 bzw. 1949/50 sorgten Josef Junker und Peter Gelbach als Närrische Tollitäten mit ihrer Prinzregentschaft für weiteren Aufschwung des Karnevals in Inden.
Die verschiedensten Räumlichkeiten, z. B. die Reißwollfabrik von Wilhelm Winkel oder ein durch Josef Wirtz zur Verfügung gestelltes beheiztes Zelt, dienten als Tanz- und Sitzungssäle. Die darin stattfindenden Veranstaltungen waren Balsam für die gebeutelte Gemütsverfassung der Bürger in Inden nach den schlimmen
Kriegserlebnissen.


Die 50er Jahre waren besonders durch die Präsidentschaft des legendären Josef Stollenwerk geprägt, der zwar einerseits die Tradition bewahrte, auf der anderen Seite aber auch bei den Indener Narren Offenheit für Neuerungen schaffte. So wurden auch erstmals auswärtige Kräfte für die Sitzungen verpflichtet, die neben
den Eigengewächsen meist zu glänzen wußten.
Die Jubiläumssession 1953/54 anläßlich des 25-jährigen Bestehens wurde unter dem Narrenzepter von Prinz Fritz I. (Giesen) zu einer Kampagne, die die Narretei der früheren Jahre in den Schatten stellte. Aber auch die Regentschaften in den Folgejahren – 1955/56 Lutz Breuer und 1957/58 Addi Erkens – waren von Fröhlichkeit und Ausgelassenheit geprägt.


Es sollten aber desweiteren der Beitritt der „Engete Jonge“ zum „Verband der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise“ im Jahr 1956, sowie die Gründung eines eigenen Tanzkorps im Jahr 1957 nicht unerwähnt bleiben. Dem Tanzkorps gehörten anfangs Agnes Gelbach, Juliane und Angelika Genreith, Gisela Kramer,
Kathi und Marlene Oebels und Paula Schwieren an.
Anfangs der 60er Jahre übertrug der „Verband der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise“ den „Engete Jonge“ die Ausrichtung des Karnevalsliederwettbewerbes der am 26.11.1960 vor über 600 Gästen im Saale Wolff stattfand.
Das 33-jährige Jubiläum feierte man zünftig in der Session 1962/63. Bei Sitzungen und Bällen war in der Jubiläumsession der Zuspruch der Bevölkerung überaus bemerkenswert.
Zwar war 1966 leider die Auflösung des Tanzkorps zu verzeichnen, doch viele, insbesondere junge Mitglieder, schlossen sich im Laufe der Jahre der Gesellschaft an und belebten den Karneval immer wieder neu.
Aus den 60er Jahren gingen z. B. auch die 19 Lompesblösere hervor, die bis heute über lange Zeit den Indener Karneval in Nah und Fern bestens repräsentiert haben.


Das fünfte Jahrzehnt in der Geschichte der „Engete Jonge“ wurde durch die Jubiläumssession 1972/73, in der die KG auf ihr 44-jähriges Bestehen zurückblicken konnte, sehr positiv eingeläutet. Gustav Cohen war ein echter Prinz des Volkes und gestaltete die Session zu einem Fest für Jung und Alt.
In der Session 1973/74 hob Christa Erkens endlich wieder ein Tanzkorps aus der Taufe. Mit ihren Helferinnen Karin Pfennings und Käthe Dohmen studierte sie alle Tänze in Eigenregie ein. Zum Tanzkorps gehörten Angelika Bülow, Beate Derksen, Gisela Dohmen, Ilse Giehler, Marion Pfennings, Regina Sass, Petra Schiffer, Cornelia Schramm, Silvia Sieven und Anita Völkner. Glanzpunkt der 70er Jahre war die „goldene Jubiläumssession“ mit den Feierlichkeiten zum 5O-jährigen Bestehen der „Engete Jonge“. Aufgrund des aufopferungsvollen Engagements aller Aktiven und der hervorragenden Unterstützung, die die Bevölkerung dem Jubiläumsprinzen Erich l. (Bäcker) entgegenbrachte, erinnert man sich noch heute gerne an dieses besonders „runde Jahr“ zurück.

Die 80er Jahre waren von Höhen und Tiefen geprägt. Die etwas traurige Tradition, nur sporadisch einen Prinzen als obersten Repräsentanten dem närrischen Volk präsentieren zu können, setzte sich auch in diesem Jahrzehnt fort. Zunächst bekleidete Willi I. (Hermanns) in der Session 1982/83 das Amt des
obersten Regenten in der Karnevalszeit. Für ihn war es gleichzeitig die Entdeckung seiner etwas verborgenen karnevalistischen Ader, die er danach jedoch als Vorsitzender der KG einige Jahre nicht mehr geheim halten konnte und wollte.
In der Jubiläumssession 1983/84 anläßlich des 55-jährigen Bestehens der KG vertrat Bernd I. (Malsbenden) als Prinz die grün-weißen Farben der „Engete Jonge“. Leider stagnierte die Fastelovendsbegeisterung in der ersten Hälfte der 80er Jahre im allgemeinen in Inden etwas, so dass der ganz große Erfolg in diesen Jahren
nicht zu verzeichnen war. Die Bemühungen der KG, wieder mehr Indener für das schöne Brauchtum Karneval zu gewinnen, wurden erst wieder in der zweiten Hälfte der 80er Jahre mit stetig wachsenden Mitgliederzahlen belohnt. Prinz Ernst Walter I. (Hanf) profitierte bereits in seiner Regentschaft 1986/87 von dieser Tatsache, und die KG erlebte eine fröhliche Session. In dieser Zeit entstand auch einer der bedeutenden Eckpfeiler, an dem der heutige Erfolg der „Engete Jonge“ festzumachen ist, nämlich der Tanzgardenwettbewerb, der in der Jubiläumssession bereits zum 9. Mal in Folge stattfand und sich inzwischen großer Beliebtheit im Umland erfreute. Unter der Federführung von Christa Bongartz bzw. Renate Schwalbach bedeutete der Tanzgardenwettbewerb mit der Öffnung für Kontaktaufnahme mit anderen Gesellschaften das eigentliche Geheimnis des unvermindert andauernden Karnevalshochs in Inden.

Eine tragende Rolle spielte weiterhin die hervorragende Harmonie im Vorstand unter der Führung des langjährigen und erfahrenen Präsidenten Otto Bittmann (heute Ehrenpräsident der KG) und des Vorsitzenden Willi Hermanns.

In den 90ern engagierte sich zunehmend auch die Dorfjugend im Karneval, was sich in der Gründung des Männerballettes Inden, der Tanzgruppe „Stramme Waden“ sowie der Parodiegruppe, „Miami Voice“ niederschlug. In diesen Gruppierungen standen und stehen teils noch insbesondere Repräsentanten der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren auf der Bühne und repräsentieren eine für die KG ungemein wichtige Zielgruppe. Der ultimative Durchbruch gelang in der Session 1991/92 mit dem 1. Dreigestirn in der Geschichte der „Engete Jonge“ Prinz Peter I. (Bücker), Bauer Gerd I. (Neumann), Jungfrau Hermine I. (Hartmut Hermanns) sowie Prinzenführer Ernst Walter Hanf sorgten mit ihrem Auftreten und ihrer unbeschwerten Art für einen ungeheuren Karnevalsboom in Inden. Nach langer Zeit war eine Sitzung wieder derartig gut besucht, dass der altehrwürdige Saal Wolff aus allen Nähten zu platzen drohte. Das erste Dreigestirn spielte auch insofern eine Vorreiter-Rolle, als ca. 15 auswärtige Termine wahrgenommen wurden, die viele wertvolle Verbindungen und Freundschaften zu anderen Karnevalsgesellschaften entstehen ließen.

Der Begriff „Prinzenbiwak“ war plötzlich in aller Munde, nachdem man bei der IG „Rosenmontagszug“ Siersdorf erstmalig an solch einer Veranstaltung teilgenommen hatte. Es wurden noch mehr solcher Biwaks, bei denen sich sehr viele Gesellschaften mit ihren Dreigestirnen, Prinzenpaaren oder Abordnungen ganz zwanglos trafen, besucht (z. B. Oberembt, Heppendort, Berrendorf).
Das 2. Dreigestirn folgte in der Session 1992/93 mit Prinz Peter (Dickmeis), Bauer Martin (Schwirtz), Jungfrau Petra (Peter Vogel) und Prinzenführer Hartmut Hermanns. Dass die Drei sich schon fast ein ganzes Leben lang kennen und sehr gut harmonieren, braucht man hier wohl nicht nochmals zu betonen. Das zweite Dreigestirn knüpfte nahtlos an die Sympathiewelle des Ersten an und vermochte sogar noch weitere Glanzlichter zu setzen. So stellten die „Engete Jonge“ selbst unter der Regie von Hartmut Hermanns ein Prinzenbiwak auf die Beine, das von sensationellem Erfolg gekrönt war. Etwa 20 Karnevalsgesellschaften aus nah und fern und sogar Prinz Hubert II., seines Zeichens Stadtprinz von Aachen mit Hofstaat, gaben sich im Treppchen ein Stelldichein und füllten den Saal mit ca. 650 Personen. Ein besonderes Highlight stellte der Umzug dar, der ein wunderschönes buntes Bild für Zuschauer und Teilnehmer abgab. Für den amtierenden Prinzen Peter Dickmeis wurde der Umzug zum besonderen Erlebnis, da an seinem Haus vorbeimarschiert wurde.

 

In der Session 1993/94 konnte zwar nicht ganz an den Erfolg der beiden Dreigestirn-Sessionen angeknüpft werden, da kein weiteres Dreigestirn bzw. ein Prinz gefunden werden konnte. Es wurde allerdings wiederum ein Prinzenbiwak mit ähnlichem Erfolg organisiert und die Sitzung war trotz fehlender Tollität annähernd so gut besucht wie in den beiden Vorjahren. Bei den Veranstaltungen der KG war deutlich zu spüren, dass die Marschrichtung der „Engete Jonge“ bei der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen wurde. Ein herausragendes Ereignis war der Generationswechsel in der Führungsspitze des Vorstandes. Präsident Otto
Bittmann und Vorsitzender Willi Hermanns traten im März 1993 ins zweite Glied zurück. Beide haben über lange Jahre die KG mit viel Einfühlungsvermögen und Weitsicht geführt. Das schwere Erbe traten Peter Bücker als Präsident und Hartmut Hermanns als Vorsitzender an. Mit 29 Jahren waren beide eigentlich eher „Karnevalsküken“, aber wie schon vorher erwähnt, im ersten Indener Dreigestirn und standen schon von Kindesbeinen an auf der karnevalistischen Bühne. Der weitere Vorstand setzte sich nach den Wahlen bei der Jahreshauptversammlung 1993 wie folgt zusammen: Geschäftsführer Bernd Malsbenden, Kassierer Manfred
Bücker, Vizepräsident Torsten Dickmeis, stv. Vorsitzender Peter Dickmeis, stv. Geschäftsführer Kurt Nepomuck, stv. Kassierer Reinhold Weisweiler, Beisitzer: Willi Hermanns, Otto Bittmann, Heinz Schwalbach, Ernst Walter Hanf, Renate Schwalbach, Simone Brendt und Gabriele Neumann.


Der neue Vorstand intensivierte die Zusammenarbeit mit der KG „Lustige Brüder“ aus Altdorf. Man führte nicht nur die Umzüge am Karnevalssonntag und Rosenmontag, sowie die Kindersitzung zusammen durch, es wurde auch erstmals eine gemeinsame karnevalistische Veranstaltung im FestzeIt im Umsiedlungsgebiet lnden/Altdorf auf die Beine gestellt, die gut besucht war und eine gesunde Basis für die weitere Kooperation in der Zukunft darstellte. Die Schirmherrschaft übernahm Pfarrer Hans-Otto von Danwitz, der als Seelsorger beider Pfarren naturgemäß sehr gut für dieses Amt geeignet war. Wie man sieht, hatte also auch die vergangene Session nicht wenige Höhepunkte und stand als weiteres Beispiel für den lebendigen Karneval derzeit in Inden.

In der Session 1994/95 fand die Gesellschaft mit Prinz Walter I. und Prinzessin Lidwina I. (Simons) als Prinzenpaar mit Prinzenführer Peter Dickmeis Repräsentantenum das 6 x 11-jährige Jubiläum der Gesellschaft gebührend zu feiern.

Der Tanzgardenwettbewerb und das Prinzenbiwak fanden zum letzten Mal im Saale Wolff statt. Erstmalig fand die Prunksitzung am Umsiedlungsstandort Inden/Altdorf statt. Vor ausverkauftem Haus präsentierten sich bekannte Kräfte des Kölner Karnevals u. a. die 3 Colonias, die Kammerkätzchen und Kammerdiener sowie Hans Bols als „Et Botterblömche“ dem närrischen Publikum.

Die Veranstaltungen an den Karnevalstagen und der Rosenmontagszug fanden ebenfalls in Inden/Altdorf statt.